Nachdem wir unser Sammelgebiet festgelegt haben kommen wir nun zu dem Problem, dass wir unser Sammelgebiet vervollständigen möchten. Auf diesem Weg werden wir immer wieder auf Überraschungen stoßen. Denn es ist oftmals schwerer auch ein kleines Sammelgebiet komplett zu bekommen, als man denkt.
Der erste Punkt ist, dass man sich darüber klar werden muss, welche Modelle es im Sammelgebiet tatsächlich gibt. Wir haben beispielsweise unsere Sammlung vor vielen Jahren mit der klassischen Ritter Serie begonnen und haben jahrelang nichts davon gewusst, dass es noch zahlreiche Ritter Modelle gibt, die in Deutschland nie erschienen sind und dementsprechend auch nicht in den deutschen Katalogen standen. Es gab ab den späten 80er Jahren und vor allem in den 90er Jahren tatsächlich zahlreiche Modelle, die nur in Amerika auf den Markt kamen, obwohl sie in Dänemark produziert wurden und die Anleitungen sogar von einer deutschen Druckerei hergestellt wurden. Der Grund warum diese Modelle ausschließlich für den Export produziert wurden und nicht auf den heimischen Märkten angeboten wurden, ist uns leider auch nicht bekannt. Insbesondere bei den Drachenritter und dem Drachenorden und in noch stärkerem Maße bei den Robin Hoods wurden den hiesigen Kunden massiv Modelle vorenthalten. Von den neun zwischen 1987 und 1996 erscheinenen Robin Hood Modellen, ist gerade einmal ein Drittel hierzulande erschienen und da auch nur diese drei Modelle im Katalog waren, wusste man nicht einmal, dass etwas fehlt. Insbesondere die Neuerscheinungen aus dem Jahr 1996 sind hierzulande allesamt nicht erschienen und der LEGO Katalog zeigte auch nur nochmals die königlichen Ritter aus dem Vorjahr.
Heutzutage ist dieses Problem dank Internet mit seinen zahlreichen und themenspezifischen Datenbanken wesentlich leichter zu lösen. Allerdings wird klar, dass eine gewisse Beschäftigung mit diesem Thema, über das Abhaken der Modelle im Katalog hinaus, erforderlich ist.
Das Modell 1906 Majisto'a Tower vom Drachenorden aus dem Jahr 1994 ist wie so viele andere Modelle nie in Deutschland erschienen
Nachdem man weiß, welche Modelle man noch benötigt, ist der nächste Schritt, sich darüber klar zu werden, was diese Modelle kosten. Es gibt verschiedene Anbieter für gebrauchte LEGO Modelle. Die wichtigsten sind Bricklink und Ebay. Auf beiden Seiten kann man die meisten Modelle zu Festpreisen kaufen. Man sollte sich auf jeden Fall eine Liste anlegen, zu welchen Preisen die einzelnen Modelle verkauft werden. Sich diesen Überblick zu verschaffen, ist sehr wichtig, da es innerhalb eines Sammelgebiets erhebliche Preisunterscheide geben kann. Zum einen ist es so, dass die größeren Modelle meist seltener verkauft werden als die kleinen. Dementsprechend sind sie auch überproportional teurer. Daneben kann es aber auch sein, dass ein bestimmtes Modell oder auch nur ein einzelnes Teil oder eine Figur aus einem Modell eine außergewöhnliche Popularität erlangt, und damit der Preis für dieses Modell extrem stark ansteigt. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Modell 75012. Ein an sich gewöhnliches kleines Star Wars Modell mit 206 Teilen. Das Modell sollte eigentlich, ausgehend von der Größe und der Häufigkeit des Verkaufs, gebraucht aber vollständig für unter 30 € zu haben sein. Verkauft wird dieses Modell allerdings aktuell für durchschnittlich rund 150 €. Der Grund für diesen ungewöhnlich hohen Preis ist die enthaltene Figur des Capitain Rex. Während die ebenfalls in diesem Modell enthaltene Obi Wan Figur bei Bricklink für durchschnittlich unter 5 € und die beiden Droiden für unter 3 € verkauft werden, liegt der Durchschnittspreis für die Captain Rex Figur mittlerweile bei fast 100 € bei weiterhin steigender Tendenz. Man kann an diesem Beispiel gut erkennen, dass es wirklich zwingend erforderlich ist, sich mit den aktuell gezahlten Preisen der zu sammelnden Modelle zu beschäftigen. Man neigt vor allem zu Beginn dazu, sich an den Neupreisen der Modelle oder auch an eigenen Einschätzungen anhand der gezahlten Preise für vergleichbar große Modelle zu orientieren. Dies kann jedoch dazu führen, dass man den Preis zu hoch einschätzt und bei überteuerten Angeboten zuschlägt, oder ihn zu niedrig einzuschätzen und sich gute Angebote durch die Lappen gehen zu lassen, weil man auf unrealistische noch niedrigere Preise wartet.
Zuletzt muss dann noch die Entscheidung getroffen werden, wie man seine Modelle kaufen möchte. In der Regel gilt: Was man bei den Kosten im Einkauf spart, muss man durch eigene Arbeit ausgleichen. Wenn Geld keine Rolle spielt, kann man sehr schnell die ganzen Modelle zu Festpreisen in gutem bis sehr gutem Zustand kaufen. Allerdings besteht unserer Ansicht nach der Reiz beim Sammeln auch ein Stück weit darin, gute Angebote auszumachen und seine Sammlung günstig zu erweitern. Am ehesten gelingt ein gutes Geschäft bei Ebay Auktionen. Hier sind etwas Glück und vor allem viel Geduld entscheidend. Manchmal kann es sein, dass einem dutzende von Angeboten weggeschnappt werden, bevor man das bekommt, was man haben möchte. Man muss eben immer dranbleiben, darf sich nicht entmutigen lassen und, insofern die ursprüngliche Preiseinschätzung überhaupt nicht realisierbar ist, sollte man auch mit seinem Gebot etwas nach oben gehen, darf dabei aber nicht versuchen, etwas erzwingen. Wir möchten in diesem Zusammenhang auch auf ein Phänomen eingehen, das uns seit über zwanzig Jahren Rätsel aufgibt. Bei Ebay gibt es aus Gründen, die uns vollkommen unverständlich sind, eine Menge, teilweise auch sehr erfahrene Bieter, die anscheinend großen Wert darauf legen, während der Laufzeit der Auktion möglichst die ganze Zeit Höchstbietender zu sein und sich darum teilweise schon Tage vor Auktionsende immer wieder gegenseitig überbieten. Auch wenn dieses Verhalten für die Verkäufer erfreulich ist, da dadurch die Preise in die Höhe getrieben werden, ist es als Käufer doch das dümmste was man machen kann. Bei quasi allen LEGO Auktionen entscheidet sich in der letzten Minute, wer den Zuschlag erhält. Die einzige Ausnahme sind Angebote, die so überteuert oder exotisch sind, dass sich nur ein einziger Interessent dafür findet. Wir raten also jedem, diesen Unsinn bleiben zu lassen und erst wenige Sekunden vor dem Auktionsende sein anhand der aktuell bezahlten Sammlerpreise festgelegtes Maximalgebot abzugeben und dann zu hoffen, dass kein anderer noch mehr bietet. Mit früherem Bieten treibt man sich bloß selbst die Preise in die Höhe.
Neben den Auktionen kann man manchmal auch bei den Angeboten zum Festpreis sehr gute Geschäfte machen. So haben wir beispielsweise vor über zwanzig Jahren das LEGO Castle 375 in gutem Zustand, mitsamt erheblichen Teilen des Knight‘s Tournament 383 und einigen weiteren kleineren Ritter Modellen aus den 80er Jahren für aus heutiger Sicht unglaubliche 50 DM gekauft. In einem späteren Artikel werden wir noch genauer darauf eingehen, auf was man beim Kauf von gebrauchtem LEGO unbedingt achten sollte. An dieser Stelle soll nochmals ausdrücklich betont werden, dass diese Art des Sammelns tatsächlich nur mit einem gewissen Aufwand möglich ist. Zum einen ist da die Suche nach günstigen Angeboten auf Ebay. Günstige Angebote zeichnen sich ja in der Regel dadurch aus, dass sie von den meisten Interessenten schlicht und einfach nicht gefunden werden. Dementsprechend ist auch die Suche nach solchen Angeboten nicht ganz so einfach. Wenn man beispielsweise eine gelbe Burg 375 sucht, wird man beim Suchbegriff „LEGO 375“ mit Sicherheit ein Angebot der Burg mit schönen Bildern finden, das aber auch recht teuer ist. Mit der nötigen Geduld, wird man nach einiger Zeit auch einmal ein Angebot finden wie z.B. „LEGO Überreste 70er“ bei dem man auf dem zugehörigen Bild in einem Haufen alter LEGO Steine große Teile der gelben Burg sehen kann. Meistens sind solche Angebote deutlich günstiger, aber wie immer bei Ebay ist der Preis bei Auktionen nie vorhersehbar. Es kann durchaus passieren, dass auch für ein eher mäßiges Angebot völlig überzogene Preise gezahlt werden, wenn mehrere Interessenten sich in den Kopf gesetzt haben, dass sie unbedingt dieses eine Angebot und kein anderes haben wollen. Auch zu diesem Fall haben wir vor einigen Jahren einmal ein besonders kurioses Fallbeispiel erlebt. Bei einem Angebot für das Raumschiff 6986 (Mission Commander) von 1989 haben sich zwei besondere Schlaumeier gefunden, die wahrscheinlich beide Programme zum automatischen Bieten verwendet haben und sich ansonsten überhaupt nicht um die Auktion gekümmert haben. Das Raumschiff, das heute durchschnittlich für 200 € verkauft wird, wurde zur damaligen Zeit noch für weniger als 40 € verkauft. Diese beiden Experten haben sich jedoch im Endeffekt gegenseitig auf einen unglaublichen Preis von über 1.000 € hochgeboten.
Wenn man nun günstig das eine oder andere Modell erworben hat, fängt die Arbeit erst so richtig an. Zunächst einmal ist es fast immer so, dass die Teile gewaschen werden müssen. Manche empfehlen hierfür die Waschmaschine, wir raten hingegen eher zum Waschen von Hand. Wie man auch ohne den Einsatz der Waschmaschine sein LEGO ohne übermäßigen Aufwand sauber bekommt, werden wir in einem späteren Artikel beschreiben.
Wenn die Steine dann sauber und wieder getrocknet sind, kommt das Zusammenstellen der Modelle. Man kann dies einfach dadurch erledigen, dass man das Modell baut, wir empfehlen jedoch die Einzelteile anhand einer Teileliste, wie man sie auf verschiedenen Seiten wie Bricklink findet zu prüfen. Hierbei muss man kontrollieren, ob alle Teile vorhanden sind und ob sie sich auch alle in einem vertretbaren Zustand befinden. Auf die häufigsten Mängel, bei gebrauchtem LEGO, werden wir noch in einem späteren Artikel eingehen. Leider sind die meisten Modelle die verkauft werden, mehr oder wenig unvollständig oder es müssen Teile ersetzt werden, weil sie nicht mehr zu gebrauchen sind. Es ist dringend zu empfehlen, sich direkt zu notieren, welche Teile bei welchem Modell fehlen. Bei Bricklink hat man zu diesem Zweck einige recht praktische Möglichkeiten. Insofern man diese Steine nicht aus den eigenen Ersatzteilbeständen ergänzen kann, muss dieses Modell zunächst als unvollständig gelten und es bedarf weiterer Arbeit, um es in den gewünschten vollständigen Zustand zu bringen. Wie man hier am besten vorgeht und warum man manchmal auch auf den ersten Blick gute Geschäfte im Nachhinein bereut, werden wir in einem späteren Artikel beschreiben.
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